Seit 2004 war „Vater unser in der Hölle“ vergriffen. Der Verlag fand andere Schwerpunkte, rituelle Gewalt und satanistische Kulte passten nicht dazu. Acht Jahre sind eine gute Zeit für das Buch, dachte ich. Es war auch entlastend, als dieses abgründige Thema in den Hintergrund meiner journalistischen Tätigkeit rückte.
Doch das Interesse hielt an. Das Buch wurde nicht nur privat, sondern auch für therapeutische Fortbildungen kopiert. Als Autorin und VGWort-Mitglied hörte ich das mit gemischten Gefühlen. Immerhin: das Buch machte weiterhin die Runde, Betroffene, Fachleute und Menschen ohne Gewalterfahrung lasen und lobten es sehr. Amazon sammelte viele Kommentare, 22 stehen dort immer noch, alles 6-Sterne-Bewertungen: „ein Buch, das man nie vergisst“, sagen sie, und: „absolut bestes Buch zum Thema organisierte Gewalt/Konditionierung, DIS, MPS“. Ich wurde nachdenklich: Konnte ich das Buch wirklich zurücklassen und einfach zu anderen Themen übergehen?
Dann machte mich jemand darauf aufmerksam, dass der Preis für Restexemplare von „Vater unser in der Hölle“ bei Ebay in erstaunliche Höhen kletterte. Im Handel hatte es € 20 gekostet, bei Ebay weit mehr. Warum zahlten LeserInnen so viel Geld für mein Buch? Einige fragte ich danach, die meisten antworteten. Die Antwort der Leserin Despina Pantelopoulou beeindruckte mich besonders. Einen Auszug daraus nahm ich mit ihrer Erlaubnis in die Neuausgabe und diese Homepage auf.
Das Interesse war ansteckend: Plötzlich gab es einen ebay-run auf das Buch, für einzelne Exemplare wurden bis zu € 200 gezahlt. Auch bei Amazon werden beachtliche Preise gefordert. Noch heute wird ein signiertes Exemplar für verrückte € 666 angeboten. Wer sich mit satanistischer Symbolik auskennt, weiß, dass 666 eine besondere Bedeutung hat (ausführlich in „Vater unser in der Hölle“ erklärt). Aber kein Grund zur Beunruhigung: Es lässt sich leicht entmystifizieren, wenn man weiß, dass das Buch längere Zeit für € 999 angeboten wurde. Nun hat man den Preis auf den Kopf gestellt. Niemand sollte so viel Geld für mein Buch ausgeben: Die Neuausgabe kostet nur € 8,95, und sie enthält neue Vorworte, Nachworte, Buchtips und zwölf weitere Jahre aus dem Leben der Angela Lenz.
Von der Ebay-Erfolgsgeschichte hatten weder Angela Lenz noch ich etwas. Ein einziges Mal signierten wir gemeinsam ein Exemplar, und ein Freund bot das Buch bei Ebay an. Den Erlös schenkten wir Angelas Sohn.
Allerdings wurden auch Verlage auf das Buch aufmerksam und boten um die Rechte für eine Neuausgabe. Dafür danken Angela Lenz und ich allen, die ihr Interesse an „Vater unser in der Hölle“ so deutlich gemacht haben.
Nun noch eine Richtigstellung. In Newsgroups taucht hin und wieder die Vermutung auf, Täter hätten die Auflage aufgekauft, um dieses „gefährliche“ Buch vom Markt zu nehmen. Das ist wirklich nur ein Gerücht.
Und zum Schluss dieser Seite ein Wunsch: Es wäre eine gute Idee, wenn Ebay- und Amazon-VerkäuferInnen meines Buches, die ein gutes Geschäft dabei gemacht haben, einen Teil des Geldes für einen guten Zweck weitergeben. Am besten an die Stiftung für Opfer ritueller Gewalt. Dort ist das Geld gut angelegt. (Renate Rennebach-Stiftung für Opfer ritueller Gewalt; Berliner Bank, BLZ 100 200 00, Konto-Nr. 30 40 67 50 55) Die Stiftung will die Situation Betroffener verbessern durch Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe und Förderung von Einrichtungen für Opfer ritueller Gewalt. So würden die Betroffenen, von deren Leid das Buch erzählt, indirekt profitieren.
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