Aktuell:
Opfer ritueller Gewalt zur Erpressung im politischen Machtspiel benutzt
Ich weise jetzt auf eine Dokumentation über die Colonia Dignidad hin, die der internationale Fernsehsender Al Jazeera (englisch) am 14.11. um 7 Uhr MEZ ausstrahlt. Details bitte auf meiner anderen Website nachlesen:
www.unser-geraubtes-leben.de
Ich tue das aus gutem Grund: "Vater unser in der Hölle" erzählt die Geschichte von Angela Lenz als exemplarische Geschichte über Mißbrauch, Folter und Konditionierung von Menschen. Ich kenne viele Betroffene, die das erlebt haben. In Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Manche von ihnen wurden Pädokriminellen ausgeliefert, um Erpressungsmaterial zu produzieren. Diese Namen sind öffentlich nicht bekannt, weil die Beweislage kompliziert ist.
Jetzt lenke ich den Blick auf die Geschichte der deutschen Foltersekte Colonia Dignidad, wo die kriminellen Vorgänge deutlicher zu erkennen sind. Edward Snowden hat unsere Aufmerksamkeit für Geheimdienste geschärft. To whom it may concern schreibt er. Es betrifft uns alle. Ein Jahrzehnt nach "Vater unser in der Hölle" habe ich das Buch "Unser geraubtes Leben" geschrieben, um diese Interaktionen sichtbarer zu machen. Es ist die Geschichte einiger hundert Menschen. Eine Sekte, die ihre Mitglieder Geheimdiensten ausliefert. Kein einmaliger Fall.
Die "Colonia Dignidad" wurde vom Wanderprediger und Päderasten Paul Schäfer gegründet. Er ließ sich 1956 in Siegburg bei Köln nieder, entführte 1961 eine Gruppe minderjähriger Jungen nach Chile, ließ die Eltern nachkommen und baute dort mit über 300 Anhängern die "Colonia Dignidad" auf, die sich Pinochets Geheimdienst ab 1973 als Folterzentrum zur Verfügung stellte. Im Gegenzug wurde die Kolonie zu einer Wirtschaftsmacht in Chile.
Da Schäfer mit internationalen Haftbefehl gesucht wurde, war der unaufhaltsame Aufstieg der Kolonie nur möglich, weil Deutschland und Chile profitierten und wegsahen. Sie waren nicht die einzigen. Auch während der sozialistischen Allende-Regierung tastete niemand die "Colonia Dignidad" an. Die Kontakte zur CSU waren gleichbleibend gut.
Diese hochpolitische Geschichte habe ich als eine Geschichte "kleiner Leute" erzählt, die oft nicht begriffen, was sie sahen und erlebten. Die auf diese Weise zu Mitwissern und auch zu Mittätern wurden. Viele, ohne es einordnen zu können. Ein Lehrstück.
Einige von ihnen kommen auch im Al Jazeera-Film zu Wort.
Ulla Fröhling, am 7.11.2013